Über das Buch „Die Untersuchung“ zur Corona-Aufarbeitung von Ulrike und Tom Lausen
Die Aufarbeitung der Coronazeit mit all ihren Maßnahmen hat erst begonnen. Sie wird von den Befürwortern der Pandemiemaßnahmen eher skeptisch aufgenommen, demgegenüber von den Kritikern dringend gefordert und begrüßt. Die Gesellschaft ist in dieser Frage gespalten. Da besteht oft kein Platz für ein freundliches, produktives Gespräch, so beklagen die Autoren Ulrike und Tom Lausen im Vorwort ihres neuen Buchs „Die Untersuchung“ aus der Achgut-Edition. Die Kompetenz beider Autoren liegt im IT-Bereich und der Programmierer und Datenanalyst Tom Lausen gehört seit 2020 zum Team einer Corona-Recherchegruppe. So ist es auch nicht überraschend, dass die beiden IT-Spezialisten sich dem gewichtigen gesellschaftlichen Thema der Corona-Politik in einem ausführlichen Gespräch mit der „Künstlichen Intelligenz“ ChatGPT widmen.
Nun macht der Satz in der Öffentlichkeit die Runde, „Künstliche Intelligenz“ (KI) erzeuge wirklich jeden Mist auf Zuruf. Die Autoren räumen auch ein, dass ein großer Teil der Menschen Sorge vor dem sich langsam aufbauenden „Gespenst“ der KI hat. Und doch unterstreichen sie: „Vieles über den jetzigen Stand der künstlichen Intelligenz ChatGPT lässt sich aus dem Inhalt dieses Buches ableiten, auch, dass ChatGPT (noch) keine ‚richtige‘ KI ist, die sich selbst weiterentwickeln kann.“ (S. 11) Aber für das oberste Anliegen der Autoren ist dieser Gesprächspartner klug ausgewählt. Durch den Dialog mit der KI ist eine besondere Neutralität möglich, die es zwischen Menschen, die insbesondere zum Thema Corona unterschiedliche Positionen vertreten, nicht gibt. Sehr häufig beenden da hochkochende Emotionen sofort jegliche Diskussion. Hier kann sich nun der Leser in die bequeme Rolle des Beobachters begeben. Die Autoren verstehen sich auch nicht als Ratgeber und wollen auch niemanden beeinflussen, sondern nur die Gräben in der Gesellschaft überwinden helfen und endlich eine Aufarbeitung vieler offener Fragen schneller voranbringen – so ihr Credo. Und dann schildern Ulrike und Tom Lausen über mehrere Seiten sehr eindrücklich und auch einfühlsam, warum Menschen wegen der Corona-Maßnahmen und Impfungen auseinandergingen. Das betraf ungeimpfte Partner in einer Beziehung, getrenntlebende Partner mit Kindern und auch Freundschaften, bei denen sich der eine Teil impfen ließ, der andere nicht. Schließlich führte Corona auch zu einem signifikanten Vertrauensverlust zwischen ungeimpften Personen und der medizinischen Gemeinschaft, insbesondere den Ärzten (S. 19).
Dann wird im Buch ein Vorgespräch mit der künstlichen Intelligenz ChatGPT geführt. Die Autoren bekennen, dass sie eine sehr kritische Sicht auf viele Maßnahmen der Corona-Politik haben. Und sie haben ChatGPT als Gesprächspartner ausgewählt, weil ChatGPT darauf trainiert und programmiert wurde, die getroffenen Corona-Maßnahmen als richtig zu bewerten. Der ChatGPT hat deshalb keine Zweifel an den Informationen, Fakten und Zahlen, die durch Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Medien gegeben wurden und mit denen er selektiv ausgerüstet wurde. Der ChatGPT bedankt sich artig für die Einleitung und die Offenheit, dass es eine kritische Sicht im Gespräch geben wird. Und wie es sich bei einem richtigen Interview gehört, fragen die Autoren Lausen, ob sie das Gespräch mit ihrer Unmasse an kritischen Fragen und ergänzenden Informationen in einem Buch mit dem Verweis auf KI veröffentlichten dürfen und erhalten brav von KI die Antwort, ja, wenn die rechtlichen und ethischen Standards eingehalten werden. Das ist das Startsignal. Das nun folgende ausführliche Gespräch ähnelt einem gut geführten Verhör. Dabei schlüpfen die Autoren mit ihren Fragen in die Rolle sehr gut informierter Teilnehmer eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses, der immer noch durch die Mehrheit der Parteien im Bundestag blockiert wird. Wie lange noch?
Im Laufe des Gespräches werden eine Vielzahl von Themen rund um die Corona-Maßnahmen und die Impf-Politik behandelt. Beispielsweise wird von Fachleuten in der WHO im Rahmen der UN Agenda 2030 diskutiert, Impfnachweise im internationalen Reiseverkehr einzuführen. Die Impfpflicht für weltweite Immunisierungsziele ist vorprogrammiert. Mit anderen Worten, es wird unter anderem geplant, dass der Mensch in naher Zukunft seinen Impfstatus bei Reisen nachweisen muss. Und die Autoren fragen: Keine Impfung, wenn gefordert, keinen Zutritt? Und die kurze Antwort von KI lautet: Ja. (S. 40)
Besonders spannend wird der Dialog im Kapitel über eine angeblich drohende Überlastung des Gesundheitssystems, vor allem der Krankenhäuser, durch SARS-CoV-2-Erkrankte. Mit einer Fülle von statistisch gesicherten Daten der Fragesteller muss auch ChatGPT einräumen, und das sogar untermauert durch eine Drucksache der Bundesregierung, dass das Gesundheitssystem in Deutschland während der Pandemiezeit zu keinem Zeitpunkt überlastet war (S. 90/91). Ähnliches gilt für die Belegungszahlen von Patienten auf Intensivstationen, wo auch in absoluten Spitzenzeiten nur etwa elf Prozent der Patienten aufgrund von Covid-19 dort untergebracht waren (S. 93).
Einen sehr großen Platz nimmt das Kapitel zu Impfstoffen und die Pflichten von Robert-Koch-Institut RKI, Paul-Ehrlich-Institut PEI und der Ständigen Impfkommission STIKO ein. Dabei ist eine ganz zentrale Frage: Wie wirksam sind die neuen Covid-19-Impfstoffe tatsächlich. Aufgabe der Impfstoffe war es, schwere Krankheitsverläufe mit Krankenhausaufenthalten und Tod zu verhindern. Also musste man Impfstatus, die Art der Impfung und die eventuell intensivmedizinische Behandlung von hospitalisierten Patienten erfassen. Dazu wurden Meldepflichtformulare vom RKI eingeführt. Am Beispiel von Sachsen zeigte sich nun, dass zu 90 Prozent der Fälle der Meldestatus „unbekannt“ von den Krankenhäusern angegeben wurde, dagegen kaum „ungeimpft“ oder „geimpft“. KI sucht wortreich nach Erklärungen für diese Situation und an dieser Stelle wird auf der Suche nach Gründen von den Autoren mehrmals nachgefragt. Die Frager vermuten, dass tendenziell bei geimpften Covid-19 Patienten im Krankenhaus lieber der Status „unbekannt“ angekreuzt wurde, „weil nicht sein kann, was vermutlich nicht sein darf“ (S. 120). Und KI wird mit der Spekulation konfrontiert, dass es beispielsweise Anweisungen zur Meldung des Impfstatus „unbekannt“ von höherer Stelle gegeben haben könnte. Ergänzt wird das dadurch, dass bei falschen Angaben im Meldeformular eigentlich drastische Strafen von Bußgeldern bis zu 25.000 Euro drohen. Allerdings wurden in diesem Zusammenhang von der Landesregierung Sachsen keinerlei Bußgelder erhoben. Es hat schon etwas, dem Ping Pong von Autoren und KI beizuwohnen, wobei KI unermüdlich und klaglos immer ausführlich antwortet und den Vermutungen der Frager teilweise zustimmt (S. 122ff.). Das Resümee der Autoren und der KI ist nach Sichtung vieler offizieller Dokumente: Die Wirksamkeit der Covid-Impfstoffe wurde in Deutschland nicht zielführend überprüft (S. 141). Und so stellt das Buch die viele Menschen bewegende Frage: Kann man auf Grundlage solcher Daten Impfempfehlungen für Millionen gesunder Menschen in Deutschland ableiten und herausgeben und schließlich sogar Impfpflichten durchsetzen? Die Antwort von KI dazu: Das ist eine komplexe Angelegenheit. Und KI räumt auch ein, dass eine Impfung nutzlos sein könnte oder sogar eine negative Effektivität aufweist, und mahnt dazu eine gründliche Untersuchung und Bewertung an (S. 155).
Ganz konkret geht es in dem Abschnitt zu, wo die Versäumnisse von RKI, PEI und des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) aufgelistet werden. Dabei handelt es sich um den Umgang mit Daten, die geeignet wären, die Impfstoffsicherheit entsprechend der gesetzlichen Regeln zu überprüfen, zum Beispiel Daten der deutschen Kassenpatienten, die von den Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) zur Verfügung gestellt werden. Immerhin wurden in Deutschland 192 Millionen Impfdosen herausgegeben. So hatten PEI und BMG schon im Oktober 2020 die Dringlichkeit erkannt, eine Datenschnittstelle zu den KV-Daten zu entwickeln, um dann eine Kohortenstudie zur Sicherheit der Covid-19-Impfstoffe aufzubauen. Dieses wurde auch der Presse so vorgestellt und dabei der Anschein erweckt, dass man laufend Daten zur Impfstoffsicherheit erheben und auswerten kann. Allerdings ist zu konstatieren, dass auch 1000 Tage später nichts dergleichen geschehen ist und im RKI gerade einmal 90 (!) Programmiertage aufgewendet wurden, um an dieser Datenschnittstelle zu arbeiten. Im Oktober 2022 wurde dann eine Schnittstelle bereitgestellt, allerdings war diese aufgrund von Problemen mit der Eindeutigkeit des vom RKI konzipierten Pseudonyms auch bis Ende 2023 nicht verwendbar. Angesichts der unglaublich hohen Aufwendungen für Impfkampagnen – allein im Jahr 2021 wurden dafür 286 Millionen ausgegeben – erscheint das wie ein Hohn. Es wäre dem Bund ein leichtes gewesen, RKI und PEI zusätzliche Programmierressourcen oder externe IT-Dienstleister zu Verfügung zu stellen, um die technischen Herausforderungen einer Datenschnittstelle zu meistern. Es ist zu konstatieren: Sowohl das BMG als Dienstherr wie auch RKI und PEI haben die Überwachung der neu entwickelten Impfstoffe vernachlässigt (S. 183). Gleiches gilt auch für die STIKO: „Als den STIKO-Mitgliedern trotz dringendem Appell deutlich wurde, dass nahezu nichts an deutschen Gesundheitsdaten analysiert, geprüft und abgewogen werden konnte, hätten sie die Impfempfehlungen nicht aufrechterhalten bzw. keine weitere Impfempfehlung mehr abgeben dürfen und bisherige Impfempfehlungen zunächst suspendieren müssen“ (S. 186).
Es stellt sich die Frage: Konnten STIKO, RKI, PEI und BMG aufgrund der Versäumnisse bei der Datenanalyse sicher wissen, dass die neuartigen Covid-19-Impfstoffe keinen Schäden verursachen? (S. 197). Die KI betont in ihren Antworten mehrfach, dass die Güte der Sicherheitsberichte des PEI abhängig ist von der Zuverlässigkeit, Vollständigkeit und der zeitnahen Analyse der Daten, die – wie wir heute wissen – zu keinem Zeitpunkt gegeben war. Bis zum 31. März 2023 wurden 340.282 Meldungen zu Impfkomplikationen nach 192.208.062 Covid-19-Impfungen in Deutschland erfasst, also 1,77 Verdachtsfälle pro 1000 Impfungen. Hier findet sich übrigens ein ärgerlicher Druckfehler - im Buch wird von 177 Verdachtsfällen gesprochen. Dabei berücksichtigt diese Zahl weder die hohe Dunkelziffer noch die permanente Überlastung des PEI bei der Erfassung der Verdachtsfälle.
Einen absoluten Paukenschlag haben sich die Autoren für das Schluss-Kapitel aufgehoben. Beim Vergleich der Maßnahmen und ihrer Auswirkungen von Deutschland mit Schweden liegen einmal mehr gesicherte Fakten und robuste Daten vor, wie KI bestätigt. Deutschland und Schweden haben es weitgehend geschafft, die Überlastung ihres Gesundheitssystems während der Covid-19-Pandemie zu vermeiden, obwohl sie völlig unterschiedliche Strategien verfolgten. Deutschland mit sehr strengem Lockdown, Schweden mit einem lockeren Ansatz, mit Empfehlungen an die Bevölkerung anstelle von verpflichtenden Maßnahmen (S.231). Die Unterschiede zwischen Schweden und Deutschland werden von der KI tabellarisch zusammengefasst, sie sind drastisch und sicher für manchen schockierend (S. 234/235).
Es ist interessant, das Frage-Antwort-Spiel mit der Künstlichen Intelligenz zu verfolgen. Der Leser lernt dabei folgendes: Es ist ein Mythos zu glauben, dass die „Künstliche Intelligenz“ Informationen objektiv und vorurteilsfrei bereitstellt. Warum? Erstens bezieht sie Informationen aus Politik und Mainstream und übernimmt damit auch deren Sprache und deren Wertungen, sie redet vom „Kollaps“ und „Zusammenbruch“ des Gesundheitssystems und von „Überlastung“ der Kliniken, obwohl dieses zu keinem Zeitpunkt der Fall war. Und zweitens wird sie trainiert von Leuten, für die politische Entscheidungen und Mainstream-Meinungen sakrosankt und alternativlos sind. Wenn man jetzt allerdings – wie die Autoren das tun – die KI mit zusätzlichen Informationen füttert und den panikheischenden ersten Bewertungen der KI widerspricht, dann erhält man andere Antworten. Die KI ist also durchaus in der Lage „dazuzulernen“, wenn man sie mit neuen Informationen versieht und sie ist dann auch sehr wohl in der Lage, differenziertere Wertungen abzugeben. Allerdings spielen diese dann beim Start eines neuen Chats keine Rolle mehr, man fällt zurück auf den Zeitpunkt des letzten Updates von ChatGPT (für das Buch auf den Stand April 2023) und die bis dahin verfügbaren Quellen und die verwendeten Trainings-Algorithmen.
Also darf auch künftig bei der nächsten aufkommenden Pandemie niemand erwarten, dass es von offizieller Seite zu anderen Maßnahmen kommen würde. Das beweist die Antwort auf die Frage an KI, die sich so auch viele Menschen in Deutschland stellen: „Kann man den Behörden, den Medien und der Politik vertrauen, wenn in der nächsten Pandemie ohne viele Erkrankte und Tote eine neue Impfung mit Steuergeldern in Höhe von 500 Millionen Euro erneut angepriesen wird? Bitte ein kurzes ‚ja‘ oder ‚nein‘“. Antwort von ChatGPT: „Ja“
Es ist auch zu befürchten, dass das Anliegen der Autoren in ihrem Buch, Brücken für ein freundliches produktives Gespräch mit Andersdenkenden zu bauen, nicht erreicht werden kann. Das hat weniger mit Argumenten und Fakten und leider viel mehr mit den Zielgruppen zu tun. Für die bedingungslosen Befürworter ist die rigide Corona-Politik wie eine Heilslehre, wie eine Religion, und eine Nichtbefolgung ist für sie gleichbedeutend mit Katastrophe und Untergang für uns alle. Während die Kritiker möglicherweise die positive und unkritische Darstellung der Corona-Maßnahmen durch die KI für inakzeptabel halten, angesichts der vielen aufgedeckten Widersprüche und Unzulänglichkeiten, die auch zum Teil im Buch angemerkt werden. Wer noch weitere Fakten, Tatsachenbefunde und Beweise zu den Fehlern der Corona-Politik sucht, dem sei das Buch mit dem Titel „Das Staatsverbrechen“ von Dr. Gunter Frank empfohlen, erschienen im März 2023 in der Achgut Edition (https://www.keusch-reisezeiten.de/post/2023-04-rezension-staatsverbrechen).
Ulrike und Tom Lausen finden in ihrem Nachwort eine versöhnliche Perspektive. Sie fragen KI: „Was geschieht, wenn Menschen aufhören, Fragen zu stellen und alles vertrauensvoll hinnehmen, was ihnen Regierung und Medien präsentieren?“ Und ChatGPT antwortet unter anderem: „Fragen zu stellen, ist ein grundlegender Aspekt menschlicher Neugier, Intelligenz und des Lernprozesses. Sie ermöglichen es uns, Informationen zu sammeln, Verständnis zu vertiefen, kritisch zu denken und die Welt um uns herum zu erforschen…Insgesamt sind Fragen ein wesentliches Werkzeug, um eine offene, informierte und selbstbestimmte Gesellschaft zu fördern.“
Wenn ich als Autor der Buch-Rezension die Möglichkeit hätte, KI noch eine abschließende Frage zu stellen, würde sie lauten: Hat dieses aufklärerische Buch von Ulrike und Tom Lausen zur Aufarbeitung der Corona Zeit in Deutschland eine Chance, in den Mainstream Medien erwähnt und besprochen zu werden? Bitte ein kurzes ‚ja‘ oder ‚nein‘. Die lakonische Antwort von KI würde dann lauten: „Nein“. Und gerade darum sollte das Buch zu einem Bestseller werden.
Ulrike Lausen, Tom Lausen und die KI
Die Untersuchung. Drei Jahre Ausnahmezustand: Ein wegweisendes Gespräch mit künstlicher Intelligenz
Achgut Edition, www.achgut.com
Taschenbuch, 240 Seiten
Erschienen am 14.04.2024
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