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Ronald Keusch

Picasso im Bode-Museum

Bilder aus dem Museum Berggruen werden gemeinsam mit spanischen Skulpturen auf der Museumsinsel Berlin präsentiert




Das Bode-Museum mit der neuen Picasso-Ausstellung
Das Bode-Museum mit der neuen Picasso-Ausstellung


Die internationale Kunstwelt begeht in diesem Jahr das Jubiläum des Ausnahmekünstlers Pablo Picasso (1881–1973). Anlässlich seines 50. Todestages erinnern weltweit mehrere Dutzend neue Ausstellungen an den hoch anerkannten wie gleichsam auch umstrittenen Künstler. Er war ein Universalgenie, Maler, Grafiker, Zeichner und Bildhauer, er schuf Bühnenbilder, Kostüme und Keramik und verfasste Gedichte und Dramen. Unzweifelhaft ist er einer der größten und einflussreichsten Künstler im 20. Jahrhundert. Seine Hinterlassenschaft von ungefähr 50.000 Werken (!) spiegelt zudem die gewaltigen politischen Veränderungen wider wie auch die schnelllebigen Kunsttrends, angefangen mit dem Kubismus am Beginn des vorigen Jahrhunderts bis zu dem wilden Malstil seines Spätwerks in die 70er Jahren.


Pablo Picasso: Femme assise dans un fauteuil, 1939, Öl auf Leinwand, © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Museum Berggruen
Pablo Picasso: Femme assise dans un fauteuil, 1939, Öl auf Leinwand,   © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Museum Berggruen

In Deutschland gibt es mehr als zwei Dutzend Museen, die in ihren Dauerausstellungen auch Picasso-Werke zeigen, davon vier in Berlin. Allerdings fällt die Zahl aktueller Sonder-Ausstellungen in Deutschland eher bescheiden aus.

Umso erfreulicher ist für den Kunstfreund die Initiative von zwei hochkarätigen Berliner Museen: Das Bode-Museum bewahrt die wichtigste Sammlung spanischer Skulpturen vor 1800 in Deutschland auf und startete eine neue Ausstellungsreihe unter dem Titel „Spanische Dialoge“. Hier sollen ausgewählte spanische Kunstwerke in einen Dialog mit diesem spektakulären Sammlungsbestand jenseits aller konventioneller Gattungs- und Epochengrenzen eintreten, so die Museumsmacher der Berliner Museumsinsel. An den Start gehen sie nun in diesem Sommer mit acht ausgewählten Meisterwerken von Pablo Picasso aus dem Museum Berggruen. Das Museum Berggruen gilt als eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen der Kunst der klassischen Moderne und besitzt allein 120 Werke von Picasso.


Spanische Kunst im Dialog: Porträts von Frauen (Mater Dolorosa und Portrait de Nusch)
Spanische Kunst im Dialog: Porträts von Frauen (Mater Dolorosa und Portrait de Nusch)

Die Picasso-Bilder im Bode-Museum zeigen auch sehr anschaulich Gründe, warum Picasso nach wie vor so angesagt und so angefragt ist. Das Kuratoren-Team formuliert es so: „Für Picasso besaß Kunst weder eine Vergangenheit noch eine Zukunft: Sie entwickelt sich nicht weiter, ist weder veraltet noch fortschrittlich – vielmehr sollte die Kunst einzig nach ihrer Fähigkeit beurteilt werden, für die Gegenwart von Bedeutung zu sein. Durch Studium, Neuinterpretation und Adaption der Werke früherer Kunstschaffender arbeitete Picasso die Bedeutung der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit heraus, um die Gegenwart verstehen und ausdrücken zu können. Aus diesen Gründen lag es nahe, Picasso als ersten Gast für einen Dialog mit der spanischen Kunstsammlung des Bode- Museums einzuladen.“



Mater Dolorosa; zugeschrieben: Pedro Roldán (1624), Spanien 1670/1675: Büste, Walnussbaumholz © Staatliche Museen zu Berlin, Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst / Antje Voigt (li.)

Pablo Picasso: Portrait de Nusch, 1937, Öl auf Leinwand © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Museum Berggruen (re.)

Für den Besucher ist es schon beeindruckend, wie Picasso Kunst und Kultur seines Heimatlandes als eine „stetige Quelle der Reflexion für seine Werke diente.“ Und der Interessierte wird dann in kurz gehaltenen, sehr verständlichen Informationstexten an die Hand genommen, um dies alles ein wenig nachzuvollziehen.

Selbstverständlich werden die ausgestellten Picasso-Werke mit ihren „Dialog-Partnern“ zunächst bei nicht wenigen mehr Appetit machen auf diesen Ausnahmekünstler. Welche Wirkung das Werk von Picasso immer noch ausübt, zeigt allein der Vergleich der Anzahl der Ausstellungen des Künstlers. Während zu seinen Lebzeiten etwa 230 Ausstellungen registriert wurden, hat sich das heute mit derzeit über 2500 Ausstellungen mehr als verzehnfacht, Tendenz steigend. Darüber hinaus ist Picasso ein herausragender Botschafter für die Kunstlandschaft von Spanien, beginnend im Bode-Museum selbst mit seiner Sammlung spanischer Skulpturen.

Picasso in China - Plakat der aktuellen Ausstellung
des Berggruen-Museums in Shanghai
Picasso in China - Plakat der aktuellen Ausstellung in Shanghai

Immerhin sind jetzt acht von Picassos Werken aus dem Bestand des zur Nationalgalerie gehörenden Museums Berggruen im Bode-Museum zu sehen, denn der Museumsbau in Charlottenburg ist wegen Restaurierungsarbeiten voraussichtlich bis zum Jahr 2025 geschlossen. Die anderen Meisterwerke Picassos sind „auf Tour“. Die Sonderausstellung „Picasso and His Time. Masterpieces from Museum Berggruen / Nationalgalerie Berlin“ war schon in Tokio und Osaka zu Gast, gegenwärtig sind die Meisterwerke in Shanghai zu sehen, es folgen Peking und ab Herbst 2024 das Musée de l’Orangerie in Paris.

Es ist schön, dass hunderttausende Besucher in Japan, China und Frankreich diese Werke aus deutschen Museen bestaunen können. Um so erstaunlicher und eigentlich nicht nachvollziehbar ist es, dass in Deutschland nur drei (!) weitere Museen – das Von der Heydt-Museum in Wuppertal und die Kunsthalle und das Kunstmuseum Moritzburg in Halle – Picasso-Sonderausstellungen in diesem Jahr geplant haben. Aber vielleicht bietet die kleine Ausstellung im Bode-Museum allen Picasso-Liebhabern eine zusätzliche Anregung, das hoch im Kurs stehende Urlaubs-Land Spanien auch als Kulturland zu entdecken.

Die Sonderpräsentation „Spanische Dialoge“ ist vom 13. Juli 2023 bis 21. Januar 2024 im Bode-Museum zu sehen.


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