Interview mit Alexios Passalidis, Chef und Eigentümer der Reiseagentur Elbrus-Erlebnisreisen
Alexios Passalidis auf Trekking-Tour
Wenn man ein Gespräch mit dem Weltreisenden zwischen Europa und Zentralasien Alexios Passalidis beginnt, stellt sich die erste Frage schon von selbst. Da wir uns bei einer zweiwöchigen Informationsreise in Zentralasien im Mai dieses Jahres kennengelernt haben - über die auch noch kurz zu sprechen sein wird, sind wir beim Du. Von welchen Berggipfeln kommst Du gerade ?
Alexios Passalidis Der letzte Berggipfel, zu dem ich mit einer kleinen Gruppe im August dieses Jahres reiste, war der Pik Lenin. Er befindet sich im Pamir-Gebirge in Kirgisien und hat eine Höhe von über 7.137 Metern. Wir sind bei der Akklimatisierung bis 6.100 Meter aufgestiegen und haben dort übernachtet. Nach der Erholung im Basislager haben wir einen Gipfelversuch gemacht. Leider hatten wir keinen Gipfelerfolg, das Wetter war zu schlecht. Aber alle sind gesund zurückgekommen. Das ist das Wichtigste bei einer Besteigung.
Alexios Passalidis
Von meiner letzten Reise komme ich gerade aus Slowenien. Da war ich in Nova Gorica direkt an der italienischen Grenze an der Adria in den südlichen Alpen mit der Berliner Flugschule FlyMagicM zum Gleitschirmfliegen. Vor zwei Jahren habe ich die Ausbildung zum Gleitschirm-Pilot angefangen und nach der Prüfung den Flugschein bekommen. Fliegen war immer mein Traum. Und ich möchte in diese Branche einsteigen, Erfahrungen sammeln und künftig in meiner Reiseagentur diesen wunderbaren Sport neben Bergsport, Alpinski und den Skitouren anbieten, auch in Gebieten, die bisher in Europa nur wenig bekannt sind. Eigentlich biete ich nur Reisen an, die auch mir selbst viel Spaß machen. Frei nach Konfuzius: „Wähle fürs Leben die Tätigkeit, die du liebst, und du wirst keinen Tag in deinem Leben arbeiten müssen – nur genießen.“
Sprechen wir zuerst über Deine Reiseagentur. Wie ich weiß, Dein Lebens-Mittelpunkt ist das Bergsteigen. Wie kam es dazu ?
Alexios Ich bin seit meiner Kindheit schon auf die Berge gestiegen. Zu meinen frühesten Kindheits-Erinnerungen zählt der Besuch eines Gletschers im Kaukasus mit meinem Vater. Ich bin im Kaukasus aufgewachsen und habe nach meinem Germanistikstudium als Bergführer, Dolmetscher und als Skilehrer bei Intourist gearbeitet - das war die damalige staatliche Reiseagentur für den Auslandsfremdenverkehr. Später betreute ich im internationalen Alpinisten-Lager Elbrus als aktiver Bergsteiger Deutsch- und Englischsprachige Gruppen bei den Besteigungen der Gipfel im Kaukasus, vor allem des Elbrus. Ich bin damals als aktiver Bergsteiger viel in den Bergregionen der ehemaligen Sowjetunion im Pamir, Tien-Schan und Altai- Gebirge unterwegs gewesen.
Der Elbrus - einer der Seven Summits der Welt
Was hat Dich dann später nach Potsdam geführt ?
Alexios Bei der Arbeit für Intourist habe ich viele Touristen aus der DDR kennengelernt und Freunde in Potsdam gefunden. In der schweren wirtschaftlichen Lage 1990 in Russland gab es für mich als Diplomlehrer für Deutsch und Englisch und Dolmetscher keine Arbeitsmöglichkeiten und außerdem eine miserable Bezahlung. Und dann begann im Kaukasus noch der Tschetschenien-Krieg. In Potsdam haben meine Freunde die Firma Alpin-Technik Westphal gegründet und ich erhielt die Chance, zunächst dort einzusteigen. Mit diesem Job hatte ich ein Auskommen und konnte auch meine Eltern unterstützen. Und ich konnte mir Zentral und West-Europa ansehen, das war immer mein Traum, reisen hat mich immer fasziniert.
Das klingt so einfach, aus dem Kaukasus nach Potsdam zu ziehen ?
Alexios Anfang der 90er Jahre war das alles recht problemlos. Ich hatte eine Einladung mit Arbeitsgenehmigung für eine Tätigkeit in dieser Branche. Eigentlich war mit meinen Freunden geplant, im Tourismus zu arbeiten. Aber zunächst wurde die Baufirma Alpin-Technik gegründet. Wir wollten ausreichend Geld verdienen, um dann mit einer Reise-Agentur zu starten. Mein Freund sollte die Agentur in Potsdam eröffnen und Kunden einsammeln und ich sollte die Touristen im Kaukasus in meiner Heimatstadt Pjatigorsk in die Berge führen.
Was muss man sich unter Alpin Technik vorstellen ?
Alexios Umgangssprachlich heißen wir Fassadenkletterer. Wir arbeiten an den Hochhäusern mit Alpiner Technik wie Seilen, ohne die üblichen Hebebühnen. Das war damals sehr nachgefragt, denn die Fugen vieler Neubauten in der DDR mussten nach einiger Zeit abgedichtet und saniert werden. Wir konnten täglich bis zu 30 Meter am Seil abdichten, und wir waren kostengünstiger als Gerüste und Hebebühnen.
Ist das gefährlicher als Bergsteigen ?
Alexios Wenn man alles richtig macht, dann ist Bergsteigen kein gefährlicher Sport, gleiches gilt für die Arbeit am Seil.
Alexios mit einer Expedition auf dem Elbrus-Gipfel
Wie ging es dann weiter in Richtung Touristik ?
Alexios Die Lage im Kaukasus verbesserte sich nicht und meine Arbeitserlaubnis in Deutschland lief aus. Dann habe ich, da ich griechisch-stämmig bin, die griechische Stattbürgerschaft beantragt und diese auch schnell und problemlos bekommen. Als EU-Bürger durfte ich unbegrenzt in Deutschland leben und arbeiten. Die Baufirma lief gut und es gab von den Potsdamer Freunden nicht mehr die Absicht, etwas Neues anzufangen. Ich wollte aber nicht immer auf der Fassade, sondern wieder in den Bergen tätig sein. Da musste ich es selbst probieren, eine Reiseagentur zu gründen, also das hieß, sich selbständig zu machen. Im Jahr 1997 habe ich in meinem Urlaub den ersten Versuch gemacht, eine Reise mit zwei Touristengruppen mit elf und fünfzehn Personen in die Berge zu organisieren, das waren vor allem Freunde und Bekannte aus meiner Kletterer, Bergsteiger und Skifahrer Umgebung. Meine Freunde in meiner Heimatstadt Pjatigorsk halfen dabei, die Stadt liegt 90 Kilometer Luftlinie vom Elbrus entfernt. Der Elbrus, der Haupt-Berg im Kaukasus, ist mit 5.642 Metern der höchste Berg Europas. Übrigens bei dieser ersten Tour schafften sogar beide Gruppen komplett den Gipfel.
Damit ist schon die Frage nach dem Namen Deiner Agentur beantwortet ?
Alexios Ja, dieser legendäre Berg war erste Wahl für den Namen meiner Agentur. Er ist schließlich einer von den sieben Summits – das sind die sieben höchsten Berge aller Kontinente – und ist seit jeher ein faszinierendes Ziel für die Bergsteiger aus Europa, man kann sogar sagen, aus der ganzen Welt. Der Aufstieg zum Elbrus wurde meist von der Südseite vollzogen, wo schon eine Infrastruktur zum Bergsteigen vorhanden war wie Straßen, Hotels, Seilbahnen und Schutzhütten in der Höhe. Das gab es schon seit Jahrzehnten. Die Nordseite dagegen war fast unberührt und ich zählte bereits in den 80er Jahren zu den ersten, die diese Route wählten. Zelte und Lebensmittel mussten dann bis zum Gipfel selbst getragen werden. Meine Agentur war dann später eine der ersten, die dieses Angebot als neues Produkt auf dem Touristik-Markt etablierten, nach dem Motto: Ich führe euch auf den Elbrus, ohne Hotel, ohne Seilbahnen, alles selbst tragen, selbst für sich kochen. Und es gibt tatsächlich Touristen, die das wollen und sich dafür entscheiden. Da waren schnell zwei Gruppen beisammen. Wir stiegen über zwei Pässe 3.700 Meter hoch von Nordwesten zum nördlichen Fuß des Elbrus. Das gab dann schon mal eine gute Akklimatisierung und Vorbereitung für die letzte Gipfeletappe. Und die wurde dann auch von fast allen geschafft. Diese Route gewinnt noch zusätzliche Attraktivität dadurch, dass dies der Weg der Erstbesteigung durch eine russische Expedition unter Leitung von General Emanuel im Jahr 1829 war. Es ist dort auch ein Gedenkstein aus damaliger Zeit auf der Emanuel Wiese erhalten geblieben.
Konntest Du dann in Potsdam gleich loslegen ?
Alexios Im Herbst 1997 habe ich gekündigt und wollte dann gleich die Tourismus-Agentur beim Gewerbeamt Potsdam anmelden. Dort wurde ich dann gefragt: Sind sie auf dem Gebiet des Tourismus ausgebildet? Meine langjährige Arbeit und die Erfahrungen aus Russland reichten nicht aus. Es war für mich eine Ausbildung in Deutschland nötig, um in der Branche arbeiten zu können, mindestens eine kaufmännische Ausbildung für die notwendige Geschäfts- Buchführung. Ein Glücksfall für mich, dass im Jahr 1998 die Urania Gesellschaft plante, die Ausbildung eines Reiseverkehrs-Kaufmannes mit Unterstützung vom Arbeitsamt Potsdam zu starten. Das war eine zweijährige Ausbildung nach einem Programm der Westberliner Touristikschule bei der Gedächtniskirche. Mit 40 Jahre habe ich also noch einmal angefangen zu studieren.
Und dann hast Du Bewerbungen geschrieben ?
Alexios Na klar. Nach der mit der Note 1 bestandenen Abschlussprüfung bei der IHK bin ich Reisekaufmann geworden. Zuerst versuchte ich ein Jahr lang, einen Job für das Reisen auf die Berge zu ergattern. Ich habe 60 Bewerbungen geschrieben und abgeschickt. Dazu hatte ich auch angeboten, mein Programm „Elbrus vom Norden“ – also den Weg zum Gipfel über den historischen Weg der Erstbesteiger - als neues Produkt auf den Markt zu bringen. Ich sparte in meinen Briefen nicht mit Superlativen: „Stellen sie sich einmal vor: Ich führe Sie als Bergführer zum Mont Blanc und auf dem Weg zum Gipfel treffen Sie keinen einzigen Menschen, keine Hotels, keine Seilbahn und wir gehen den ursprünglichen historischen Weg der Erstbesteigung des Jahres 1829, durch unberührte Natur, so wie es vor 200 Jahren auch gemacht wurde.“ So auch beim Elbrus, alle gehen dort von der Südseite.
Da wollte niemand anbeißen ?
Alexios Es war für die Touristiker faszinierend, aber niemand wollte da von Grund auf investieren, zu viel Risiko, also keine Anstellung. So war ich im Jahr 2001 nur mit Freunden unterwegs auf dem Elbrus und als Skilehrer in den Alpen. Und es stand dann wieder auf der Tagesordnung, eine eigene Firma zu gründen. Wieder ging es zu den Ämtern. Hier liefen gerade dreimonatige Kurse für Existenzgründer an, wieder bezahlt vom Arbeitsamt. Das hat mir viel geholfen. Im Januar 2002 habe ich meine Agentur Elbrus-Erlebnisreisen in der Rechtsform eines Einzelunternehmens angemeldet. Die Teilnehmer früherer Reisen und Freunde waren begeistert und sie haben mich unterstützt.
Expedition zum Pik Lenin
Wie muss man sich eine von Dir organisierte Erlebnisreise in ferne Welten vorstellen? Hast Du Mitarbeiter in der Agentur für die Logistik und Vorbereitung ?
Alexios Die ersten Jahre habe ich alles selbst gemacht, angefangen bei der Buchführung bis zur eigenen Website. Da haben mir die Lektionen auf der Touristikschule sehr geholfen. Im Sommer 2002 organisierte ich dann insgesamt sieben Reisegruppen mit je zehn Teilnehmern und alle 70 waren mit mir auf dem Gipfel des Elbrus. Allen Teilnehmern hat die Reise gut gefallen. Sie wollten weitere Touren mit mir machen und warteten auf neue Reisevorschläge. Mein nächster Gedanke waren die 7000er Berge in Kirgisien, im Pamir, Tian-Shan und die Berge im Altai-Gebirge mitten in Sibirien. Ich hatte aus meiner Zeit in den Alpinisten-Lagern noch gute Kontakte nach Kirgisien. Der Pik Lenin in Kirgisien kam dann auch gleich in das aktuelle Programm für 2003 und diese Gruppenreise war dann in ganz kurzer Zeit ausgebucht, überwiegend von früheren Elbrus-Teilnehmern.
Winter am Baikalsee Alexios auf Trekking-Tour in Kamtschatka
Die Teilnehmer Deiner Reisen haben Dich also bestärkt, Dein Erlebnis-Reise-Programm zu erweitern. Ausführlich steht alles auf der sehr informativen und ansprechenden Website Deiner Agentur. Kannst Du einige der Reise-Ziele nennen ?
Alexios Der Aufruf meiner Kunden ist das eine. Aber auch ich selbst wollte Neues kennenlernen. Da suchte und fand ich viele Reiseziele. Zunächst kam auf die Reiseliste der Berg Pik Khan Tengri im Tian Shan Gebirge (deutsch auch Tienschan), auch auf Grund seiner charakteristischen Form das „Matterhorn des Asiens“ genannt. Der nächste Programmpunkt war dann zum Baikalsee. Das sind alles Programme für Trekker, Bergsteiger, Ski Touren, also alles Programme, die mit der Natur verbunden sind. Ein weiteres Ziel kam im Kaukasus hinzu, mit dem Kasbek, auch über die unberührte und selten besuchte Nordseite mit heißen Mineralwasserquellen am Fuß des Berges.
Mein Traum war die Halbinsel Kamtschatka mit ihrer unvergleichlichen Berglandschaft – rauchenden Vulkanen, davon 26 aktiven, Geysiren, Heißwasserquellen, Flüssen voller Lachse, und einer reichen Pflanzen- und Tierwelt. Der Vulkan Kljutschewskaja Sopka ist mit 4.754 Metern der höchste Vulkan auf der Halbinsel und der höchste aktive Stratovulkan der Erde.
Ein weiteres Ziel war der Berg Damavand, ein klassischer Skitouren Berg in der Nähe von Teheran im Iran mit 5.610 Metern Höhe und einer anschließenden Kulturreise durch die Weltkulturerbe-Städte Shiraz, Persepolis, Yazd, Isfahan. Wir sind auf den Berg mit Ski mit spezieller Bindung aufgestiegen und dann über 2.000 Höhenmeter bis zum Fuß abgefahren. Das Besondere an dieser Tour war die Kombination von Bergsteigen und Kultur.
Weiterhin in Programm war von 2005 bis 2010 das berühmte Fan-Gebirge im Grenzgebiet von Usbekistan und Tadshikistan, in Westeuropa nicht so bekannt. Und da bot sich eine ergänzende Kulturreise durch Usbekistan an, wo man auch Leute, Kultur und Geschichte kennenlernen konnte.
Schließlich ist auch der Ararat in der Türkei im Programm, 5.137 Meter hoch, im kurdischen Gebiet an der armenischen Grenze.
Wie organisierst Du die Reisen ?
Alexios Die Arbeit mit meiner Website habe ich outgesourced an Werbeagenturen. Und seit 2014 habe ich eine sehr engagierte und begeisterte Mitarbeiterin Iris Enzian. Sie ist eine bekannte Marathon-Läuferin und ist außerdem Teilnehmerin an dem Super Marathon Lauf über 100 Kilometer. Sie erledigt nicht nur die umfangreiche logistische Büroarbeit, sondern hat auch an einigen der Fernreisen teilgenommen.
Du hast zusammen mit zwei Dutzend vorwiegend deutschen Reiseveranstaltern und einigen Journalisten im Mai dieses Jahres Usbekistan und Tadshikistan besucht. Hast Du neue Ziele für Deine Agentur gesucht und gefunden ?
Alexios Ja, diese Reise war für mich sehr wichtig. Während der Coronamaßnahmen von 2020 und 2021 hatte ich zwei Jahre keine Einnahmen. Als ich dann für 2022 viele Buchungen erhielt, begann der unmittelbare militärische Konflikt in der Ukraine. Da musste fast alles abgesagt werden, es gab zunächst keine Flüge und alle Reisen nach Russland wurden storniert. Ich brauchte dringend Ersatzziele. Bei der Reise konnte ich beim Besuch der Touristik-Messe in Taschkent besonders alte Kontakte wieder beleben und neue knüpfen. Das betrifft das Fan-Gebirge und Besuchsreisen nach Buchara und Samarkand.
Alexios auf dem Gipfel des Manaslu in Nepal,
mit 8163 Metern der achthöchste Berg der Erde
Wer ist die Zielgruppe von Elbrus-Erlebnisreisen? Sicherlich nicht ausschließlich Leute mit Erfahrungen im Bergsteigen, aber auf jeden Fall sehr aktive Leute mit guter Kondition…
Alexios Für den Elbrus braucht man kein Alpinist zu sein, er ist für alle Menschen mit guter Kondition machbar: Wir gehen mit Steigeisen, gehen am Seil, benötigen einen Eispickel. Aber das alles sind ziemlich einfache Sachen und wir erlernen das bei der Akklimatisierung. Nur einige Programme verlangen ausgesprochene Bergsteiger-Qualitäten. Wichtig ist allerdings schon, dass man als Teilnehmer am Gletscher über steiles Eis mit Steigeisen gehen kann. Am Pik Lenin in Kirgisien gibt es sehr steile Eis-Passagen. Um die potenziellen Teilnehmer darauf vorzubereiten, führe ich in den Alpen dreitägige Eiskletter-Kurse durch, wo man es lernt, im steilen Eis zu gehen. Natürlich ist eine gute Kondition eine wichtige Voraussetzung, um an den Bergprogrammen teilzunehmen. Man muss schon in der Lage sein am Gipfeltag 12 Stunden unterwegs zu sein und bis zu 1.800 Meter Höhenunterschied zu absolvieren. Dazu muss man schon aktiv Sport treiben.
Es gibt im Internet sehr viel positives Echo von Teilnehmern Deiner Reisen. Was ist ihnen bei Deinen Touren besonders wichtig ?
Alexios Zunächst gibt es in meinen Programmen Gebiete und Ziele, die von anderen Agenturen nicht angeboten werden, beispielsweise die Besteigung des Elbrus und Kasbek von der Nordseite. Neben diesen Zielen schätzen die Teilnehmer meiner Reisegruppen die unmittelbare Nähe zur Natur, das heißt wenig oder keine Hotels, oft nur kleine Schutzhütten oder das Zelt für die Übernachtung. Großen Zuspruch finden auch die Möglichkeiten in meinen Programmen, das Leben der Einheimischen sehr direkt kennen zu lernen. Lokale Bergführer und Fremdenführer führen durch die Siedlungen und kleinen Ortschaften, zeigen das Leben der einfachen Menschen.
Wir leben in schwierigen Zeiten für den Tourismus. Zunächst haben die globalen Maßnahmen zum Corona-Virus das Reisen teilweise bis heute ausgebremst. Der militärische Konflikt in der Ukraine zwischen Russland und den USA und NATO-Staaten bedroht zunehmend das Reisegeschehen in bestimmten Regionen. Eine Reihe von Zielen Deiner Reiseagentur wie der Kaukasus, Altai, Baikal, Kamtschatka liegen in Russland. Wie ist gegenwärtig die Einreise-Praxis geregelt ? Können voraussichtlich auch diese Reisen im Jahr 2023 stattfinden ? Wie ist Dein Plan ?
Alexios Ich habe neue Schwerpunkte festgelegt. Die Reiseziele liegen jetzt in Armenien, Georgien, Kirgistan, Usbekistan und Tadshikistan. Es gibt aber auch immer noch Anfragen für Reisen zum Elbrus, auch für Trekking im Winter über das Eis des Baikalsees und Trekking auf Kamtschatka.
Im Altai am Belucha
Aber sind den Planungen für Reisen von Deutschland nach Russland realistisch ?
Alexios Reisen nach Russland sind derzeit durchaus möglich. Das Konsulat stellt Visa aus, es dauert nicht wie bisher fünf Tage, sondern kann auch mal zehn Tage dauern, da dort weniger Personal ist. Man redet sogar wieder über die Einführung des elektronischen Visums. Auch die Flüge sind möglich, aber umständlicher. Von jedem deutschen Flughafen kann man nach Istanbul fliegen und von dort direkt in den Kaukasus oder nach Moskau und dann weiter nach Kamtschatka, Irkutsk und Barnaul im Altai. Eine andere Variante ist per Bus nach Kaliningrad und von dort den Flug über Moskau in die Regionen zu nehmen.
Ich habe ein originäres neues Sibirien-Programm für den Winter aufgelegt: Eine Woche Trekking auf dem Eis vom Baikalsee und dann weiter bis Ulan-Ude, der Hauptstadt der Republik Burjatien. Die Burjaten sind ein mit den Mongolen verwandtes Volk. Hier ist der Buddhismus noch stark verwurzelt und es gibt buddhistische Klöster (Dastan) und tibetische Medizin. Alles sehr spannend.
Bei den von Dir organisierten Reisen geht es sicherlich vorrangig darum, körperliche Herausforderungen zu bestehen und ganz neue Sichten auf die vielfältige und unermesslich schöne Natur zu erleben. Der Kontakt zu den Menschen in den fernen Regionen war Deinen Reisegruppen auch immer wichtig …
Alexios Die Gastfreundschaft ist aus Tradition ganz groß geschrieben. Für viele Gäste aus Deutschland ist das überraschend und unerwartet. Aber Gastfreundschaft ist einfach das normale Verhalten in diesen Regionen, wohin ich auch immer reise, Armenien, Georgien und dazu zählt auch das große Russland. Wenn jemand unfreundlich auftritt, ist das eher unnormal.
Alexios Passalidis (Foto: Ronald Keusch)
Die Menschen, die viel von der Welt gesehen haben, sprechen ausdrücklich davon, dass das Reisen einen wichtigen Beitrag zur Verständigung der Völker leisten kann. Das ist gerade in heutigen Kriegs-Zeiten überlebenswichtig. Dein Leben ist Reisen. Welche Erfahrungen hast Du bei Deinen vielen Erlebnisreisen über mehrere Jahrzehnte gemacht ?
Alexios Es ist so unendlich wichtig, die Menschen in den Regionen der Welt kennenzulernen und zu erfahren, dass sie gleiche oder ähnliche Vorlieben, Wünsche, Hoffnungen und Ziele haben. Wer diese freundlichen Menschen erlebt, wird nicht auf die Idee kommen, mit ihnen Krieg zu führen. Das ist in jedem Land so. Wenn man die Menschen wirklich kennenlernt, kann man alle Fragen im Gespräch lösen. Es muss keine Gewalt geben. Man kann alles klären, wenn man einander kennt und auch gegenseitige die Gebräuche und Sitten achtet. Dann kann jede Frage geklärt werden. Das ist auch eine Maxime, ein Ziel meiner Reiseagentur. Ich reise selbst gern und bei allen Reisen interessiert mich die Natur, die Leute, Land, Geschichte und Kultur. Wenn man das alles kennt, beginnt man auch, es zu lieben. Dieses Lebens Credo von mir versuche ich auch anderen Menschen zu vermitteln. Ich habe es oft erlebt, dass Leute, die zum ersten Mal in Russland waren, zu mir sagten: Ich hatte keine Vorstellung von den russischen Menschen. Und jetzt habe ich sie kennengelernt und werde wiederkommen, um mehr über ihre Kultur und Geschichte zu erfahren. Wenn viele Menschen andere Länder und ihre Bewohner kennenlernen, werden Kriege nicht mehr möglich sein.
Fotos: Alexios Passalidis/ Elbrus-Erlebnisreisen
Ein kleiner Auszug aus den aktuellen Angeboten von Elbrus-Erlebnisreisen
Winter-Trekking auf und am Baikalsee:
Beginn der Tour im 70 Kilometer von Irkutsk entfernten Ort Listwjanka; Besuch des berühmten ethnologischen Freilicht-Museums Talzy und des Limnologische Forschungsinstitutes der Akademie der Wissenschaften, das sich insbesondere mit dem Baikalsee beschäftigt;
Sieben Tage Trekking über das Eis des Baikalsees, das zu dieser Zeit einen Meter dick ist, bis zur Olchon Insel, der größten Insel des Baikalsees; wir schlafen dabei in alten Jägerhütten am Ufer;
Drei Tage Aufenthalt und Besichtigung der Olchon-Insel;
Weiter mit dem Geländewagen über das Eis nach Ulan-Ude, der Hauptstadt der Republik Burjatien;
Besichtigung eines authentischen Dorfes der Altgläubigen Gemeinde, einer russischen Volksgruppe, die sich im 17. Jahrhundert von der Russisch-Orthodoxen Kirche abspaltete.
Trekking im Fan Gebirge und Kultur in Zentralasien, Tadshikistan und Usbekistan:
Trekking in Hochgebirge mit Pässen über 4700 Meter und umgebenden Fünftausender Berggipfeln: Das Fan-Gebirge mit seinen wunderschönen glasklaren Seen ist bis heute wenig besucht und beeindruckt mit Wasserfällen und Wachholder-Wäldern;
Komfort-Trekking: Teilnehmer tragen nur Tagesrucksack. Zelte, Proviant und persönliche Sachen werden von Tragtieren und Porter transportiert; Zelte werden auf- und abgebaut und es wird für die Gruppe gekocht;
Weltberühmte Geschichts- und Kultursehenswürdigkeiten in Usbekistan mit den UNESCO Weltkulturerbe-Stätten Samarkand, Buchara, und Chiva sowie der Hauptstadt Taschkent;
Während der Kultur-Reise Übernachtung in 3 und 4 Sterne-Hotels, überwiegend mit Halbpension, Transfers in komfortablen, klimatisierten Autos;
Zwei vorgesehene Termine für das Jahr 2023: 25.07.-07.08.2023 und 01.09.-14.09.2023
Klein-Gruppe bis max. 8 Personen, Deutschsprachige Reiseleitung
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