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Ronald Keusch

Mein Leipzig lob ich mir

Touristen erwartet eine einzigartige Seenlandschaft und eine bewegende, mutige Antikriegs-Ausstellung




Panorama-Ausstellung von Yadegar Asisi "New York 9/11 - Krieg in Zeiten von Frieden" im Leipziger Panometer
Panorama-Ausstellung von Yadegar Asisi "New York 9/11 - Krieg in Zeiten von Frieden" im Leipziger Panometer


Wenn Fremdenführer und Reisebuchautoren über Leipzig erzählen, kommen sie meist an dem Goethe-Zitat aus seinem berühmten Werk „Faust“ nicht vorbei. Deutschlands großer Dichterfürst studierte selbst in Leipzig, besuchte als Studiosus den Auerbachs Keller in der Stadt und lässt dort in seinem „Faust“ – übrigens vom beschwipsten Studenten Frosch - die oft zitierten Sätze sagen: „Mein Leipzig lob ich mir. Es ist ein klein Paris und bildet seine Leute.“ Auch wenn vielleicht mancher Leipziger diese zwei Sätze nicht mehr hören kann, haben sie durch die bewegte deutsche Geschichte bis heute ihre Gültigkeit. Leipzig ist Messe- und Universitätsstadt, Bach- und Buchstadt mit großen musikalischen Traditionen. Damit ist Leipzig seit jeher ein Anziehungspunkt für Touristen. Neben diesen Markenzeichen hat die Stadt für seine Bewohner wie Besucher einen weiteren attraktiven Anziehungspunkt geschaffen: Ein Neuseenland mit maritimem Flair vor den Toren der Großstadt.


Seenlandschaft am Cospudener See – ein Paradies für Wassersportler
Seenlandschaft am Cospudener See – ein Paradies für Wassersportler

Badeurlaub im Neuseenland

Nach Leipzig fahren zum Bade- und Natur-Urlaub? Das ist kein Scherz. Immer mehr Touristen entdecken, dass sie neben dem Besuch der denkmalreichsten Stadt Deutschlands und ausgiebigen literarischen und kulturellen Streifzügen auch eine beeindruckende Naturlandschaft mit insgesamt 20 (!) Seen erleben können.

Der langjährige Chef der Öffentlichkeitsarbeit von Leipzig Tourismus Andreas Schmidt kommt ins Schwärmen. „Die Gesamtwasserfläche besitzt die Größe von 70 Quadratkilometern und jeder der Seen hat seine eigene Charakteristik für den Badeausflug oder Wassersport.“ Und dann folgt noch die heutzutage wichtige Ergänzung, dass alle diese Leipziger Badeseen sich in einem Punkt ähneln. „Hier kann man bedenkenlos schwimmen, denn die Wasserqualität ist hervorragend.“


Cospudener See Bootshaus Andreas Schmidt (l.) und Christian Conrad

Andreas Schmidt fährt mit einer Gruppe von CTOUR-Journalisten zum Cospudener See oder „Cossi“, wie ihn die Einheimischen liebevoll abkürzen. Er steht beispielhaft für die Entwicklung der Seenlandschaft. Der Cospuder Tagebau gehörte zum Bornaer Revier. Infolge der Erdölkrise strebte die DDR eine Ausweitung der Braunkohlentagebaue an, die sich der Stadt Leipzig näherten. 1992 verließ der letzte Kohlenzug den Tagebau. Schon bald danach begann die Rekultivierung und bis zum Jahr 2000 wurde die riesige Tagebaugrube geflutet. Die Expo 2000 stellte dann die Weichen und es gab viel Schub, den Tagebau in ein Naherholungsgebiet zu verwandeln.


Ausrangierter Tagebau-Bagger
Ausrangierter Tagebau-Bagger

Da kam dann der heutige Geschäftsführer Christian Conrad ins Spiel. „Schritt für Schritt sind die Anlagen für die Naherholung geschaffen worden mit einem Hafen, Bootsstegen für die Segelfreunde, mit Badestränden und Cafes“, sagt Geschäftsführer Conrad. Mittlerweile zählt der Cospudener See 600.000 Tagesgäste und bietet 30 Ferienwohnungen an, die immer sehr gut gebucht sind. Hier ist nicht nur ein Paradies für Badegäste, sondern auch für Angler. „Wir haben hier überall Maräne-Seen, aber auch Karpfen und Zander schwimmen im sauberen Wasser der Seen“, so Conrad. An der elf Kilometer langen Uferlinie sind ein Nordstrand und ein Oststrand, eingerichtet mit Beachvolleyball und Beachsoccer. Auch an einen barrierefreien Bade Steg ist gedacht, wo man mit einem Baderollstuhl ins Wasser fahren kann. Übrigens ist für die Fans der Freikörperkultur auch ein FKK-Strand angelegt und selbst auf die Sauna muss hier niemand verzichten.


Auf dem Markkleeberg-See
Auf dem Markkleeberg-See

Eine nächste Station ist der nahe Markkleeberger See mit 9,2 Kilometern Uferlinie. Von dieser Rundstrecke ist der größte Teil asphaltiert und gut geeignet für Wanderer, Radfahrer und Inlineskater. Der See hat immerhin eine 252 Hektar große Wasserfläche. Deshalb ist hier das Fahrgastschiff Markkleeberg unterwegs und dreht ebenfalls seine Runden. Überall in der Nähe des Sees haben sich Ferienresorts angesiedelt wie das drei Sterne Garni-Hotel mit dem beziehungsreichen Namen „Völkerschlacht 1813“.


Fahrgastschiff Markkleeberg Wassersport am Markkleeberg-See Unterwegs auf dem See

Besonders die Familien mit Kindern werden hier in der Landschaft ihren Lieblingssee finden, um von hier aus – auch mit günstigen Verbindungen des Öffentlichen Personennahverkehrs, die Metropole Leipzig zu erkunden.

https://www.leipzigseen.de/



Gebäude Panometer Innenhof des Panometer


Antikriegs-Botschaft in Panorama-Bildern

Die Stadt Leipzig hat sich in der jüngeren deutschen Geschichte mit den Montags-Protesten im Oktober 1989 einen Namen gemacht. Die Sprechchöre zehntausender Demonstranten „Wir sind das Volk“ und „Keine Gewalt“ verbreiteten sich in ganz Deutschland. Diese Leipziger Massenaktionen stehen für gewaltfreie politische Demonstrationen, stehen gegen eine Eskalation weder von Seiten der Demonstranten noch von der Seite der damals Regierenden des SED-Staates. Die Stadt Leipzig hat damals diese politische Botschaft verbreitet.


Das Panorama von New York am Morgen des 11.09.2001 Foto: Tom Schulze © Asisi
Das Panorama von New York am Morgen des 11.09.2001

New York 9/11

Heute setzen die Leipziger Stadtväter und die Kulturverantwortlichen wieder ein politisches Zeichen: Seit dem 9. April dieses Jahres wird im Ausstellungshaus Panometer das Panorama „NEW YORK 9/11 – Krieg in Zeiten von Frieden“ des Künstlers Yadegar Asisi präsentiert. Es ist eine Ausstellung mit Installationen und einem 360 Grad Panorama und soll an die globalen Auswirkungen der Anschläge vom 11. September 2001 in New York erinnern. Es beinhaltet zugleich wieder ein machtvolles politisches Zeichen – dieses Mal eine Antikriegs-Botschaft ohne Kriegsbilder.


Der Panometer ist das große Gebäude eines früheren Gasometers aus dem 20. Jahrhundert, das komplett umfunktioniert wurde. Es befindet sich in der Leipziger Süd Vorstadt direkt gegenüber des MDR und nur wenige Autominuten vom Völkerschlachtdenkmal entfernt. Hier zeigt der international hoch anerkannte Künstler Yadegar Asisi seit 20 Jahren seine Kunstwerke. Nach seinen Ausstellungen „Leipzig 1813“, Dresden 1945“ und „Die Mauer“ ist dies sein viertes Anti-Kriegsprojekt.


Yadegar Asisi Foto: Caro Krekow © Asisi
Yadegar Asisi

Die Grundidee von Asisi ist frappierend einfach und für den auch wenig politisch orientierten Besucher einleuchtend. Das Panorama ermöglicht einen Blick auf die Stadt New York am Morgen des 11. September 2001 um 8.41 Uhr, fünf Minuten vor den Attentaten. Ein Standort ist der Friedhof der St. Paul‘s Chapel, in unmittelbarer Nähe zu den Zwillingstürmen des World Trade Centers. Indem der Besucher das Kunstwerk erst einmal ebenerdig erlebt, entsteht das Gefühl, als normaler Fußgänger auf den Straßen Manhattans unterwegs zu sein. Und das alles mit dem Wissen um die nachfolgenden Katastrophen, für die Menschen in New York, aber auch für die unschuldigen Kriegsopfer in vielen Ländern der Welt. Eine umgekehrte Chronologie führt dann den Besucher beim Rundgang aus der heutigen Zeit direkt in das Panorama 2001. Dabei präsentiert der Künstler Asisi fünf Installationen, die die Auswirkungen des „Krieges gegen den Terror“ als unmittelbare Reaktion des Westens auf die Anschläge aufzeigen und entlarven.


22 Meter hohe goldene Twin Tower veranschaulichen die Kosten des Krieges gegen den Terror


Sprache schafft Feindbilder

Die Titel der insgesamt fünf Installationen sind Programm. Am Beginn: „Es werde Geld“, dazu die großflächigen Textzeilen: Der „Krieg gegen den Terror“ kostete über 20 Jahre 6 Billionen Dollar. Ausgaben in dieser Höhe entsprechen über die obige Zeitspanne gerechnet über eine halb Million US-Dollar pro Minute.


Krieg beginnt im Wohnzimmer Raum für Video-Filme

Grenzen werden Mauern
Grenzen werden Mauern

Die weiteren Installationen: „Grenzen werden Mauern“ mit einer eindrucksvollen Grenzzaun-Installation, „Der Krieg beginnt im Wohnzimmer“ zeigt unter anderem eine Kriegsrede vom US-Präsidenten George W. Bush, „Sprache schafft Feindbilder“ und schließlich die besonders bewegende Installation „Namenlos“. Sie gibt den Zeitzeugen der Opfer an Anschlagsorten in den USA sowie den geschätzten 900.000 Toten und Millionen Kriegsgeschädigten infolge des „Krieges gegen den Terror“ besonders im Mittleren Osten eine Stimme.


Der in Wien geborene und in Sachsen aufgewachsene und seit 1979 in Berlin lebende Asisi spricht die Besucher auch direkt in einem Videoraum im Rahmen eines aufgezeichneten Interviews an. In der Ausstellung werden viele Persönlichkeiten aus Politik und Kultur aus der ganzen Welt zitiert. Asisi soll zum Schluss zu Worte kommen mit seiner Erinnerung an die Kriege im Namen der Toten von 9/11.

„Elend in einem derartigen Ausmaß, wie wir es mitverschuldet haben, darf nicht vergessen werden. Wir haben Kriege geführt im Namen dieser 3.000 Toten und haben mehr als das Hundertfache an Toten produziert.“


Dieses 360 Grad Antikriegs-Projekt soll mindestens ein Jahr im Panometer Leipzig zu sehen sein. Wie zu vernehmen, ist diese Installation in den USA nicht erwünscht. Weitere Ausstellungen von Yadegar Asisi werden derzeit in Berlin (Die Mauer), Dresden (Barock), Lutherstadt Wittenberg (Luther 1517) und Pforzheim (Great Barrier Reef) gezeigt.


Altes Rathaus von Leipzig
Altes Rathaus von Leipzig

Bier-Spezialität Leipziger Gose

Wenn der Tag in Leipzig mit Goethe und Auerbachs Keller beginnt, dann sollte er am Abend im Ratskeller vom Neuen Rathaus beendet werden. Eine Spezialität ist hier eine Bier-Verkostung mit sechs Sorten Bier, wie dem legendären dunklen und hellen Kellerbier und der Spezialität Leipziger Gose, einem Bier aus der Familie der Sauerbiere mit Koriandergeschmack. Wenn im Ratskeller um 22 Uhr die Stühle hochgestellt werden, kann jeder, wenn er noch Durst hat, sich in der Innenstadt in das um drei Ecken entfernte Drallewatsch begeben. So heißt das beliebte Kneipenviertel in der Nähe des Marktplatzes. Hier im Barfußgässchen, der kleinen und großen Fleischergasse oder der Kloster Gasse sind rund dreißig Lokale versammelt. Im extra ausgewiesenen Pub-Distrikt im Barfußgässchen sind die Tische noch gut belegt. Wann ist hier Feierabend? Open End, wenn der letzte Gast geht. Wenn das die Berliner Gastwirte hören. Darauf ein Glas Guinness vom Fass.



Die Pressereise nach Leipzig wurde auf Initiative der CTOUR-Reisejournalisten von der Leipziger Tourismus & Marketing GmbH veranstaltet.

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