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Ronald Keusch

Niemand kann so zärtlich sein wie du

Jochen Kowalski und das Salonorchester Unter’n Linden begeisterten zu den Jüdischen Kulturtagen 2018 in Berlin




Jochen Kowalski und das Salonorchester Unter'n Linden (Foto Brigitte Dummer)
Jochen Kowalski und das Salonorchester Unter'n Linden


Unter dem Motto „Shalom Berlin“, diesem Wunsch nach Frieden, Integration und gegenseitigem Verständnis, wurden die diesjährigen Jüdischen Kulturtage vom 3. bis 11. November in der Hauptstadt veranstaltet. Seit 31 Jahren lädt das Kulturfestival, organisiert von der Jüdischen Gemeinde in Berlin, dazu ein, die große Vielfalt des jüdischen Kulturlebens kennen zu lernen. Einer der Schwerpunkte der Jüdischen Kulturtage in diesem Jahr war das Jubiläum der Staatsgründung Israels vor 70 Jahren.


Die Synagoge Rykestraße als Konzertsaal Jochen Kowalski bei den Jüdischen Kulturtagen 2018

Einen der Höhepunkte des Festivals stellte zweifellos das Konzert am 7. November von Jochen Kowalski, dem „Nestor der modernen Countertenöre“ (Berliner Morgenpost) in der Synagoge Rykestraße im Prenzlauer Berg dar. Der Weltklasse-Countertenor Kowalski hatte gemeinsam mit dem Salonorchester Unter’n Linden der Staatskapelle Berlin ein Konzert mit Werken bekannter und auch unbekannter jüdischer Komponisten zusammengestellt.


Die gewählte Titelzeile eines Schlagers “Niemand kann so zärtlich sein wie Du...“ war zugleich Programm für dieses Konzert und hat dem Zuschauer verraten, wohin die musikalische Reise geht. Wer kommt bei diesem Tonfilmschlager auf die Idee, dass der Komponist Paul Dessau heißt, der ja für die Kenner als Tondichter von Opern und Zwölfton-Musik steht. Mit der Auswahl seiner Fundstücke unternahm der berühmte Sänger Kowalski einen unterhaltsamen Streifzug durch die Musikgeschichte. Sein erstes sympathisches Auswahlkriterium lautet: „Es muss mir gefallen.“ Das Berliner Salonorchester mit insgesamt neun Musikern der Extraklasse aus den Reihen der Staatskapelle Berlin erlaubt es, auch anspruchsvollere Musikstücke vorzutragen.

Porträt Jochen Kowalski (Foto Brigitte Dummer)
Porträt Jochen Kowalski

So gehörte zu dem Strauß von Melodien das Frühlingslied von Felix Mendelssohn Bartholdy, die F-Dur Melodie von Anton Rubinstein, der Titel „Frau Holle“ von Victor Hollaender wie auch der berühmte Song seines Sohnes Friedrich Hollaender „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ aus dem legendären Film „Der blaue Engel“. Zugleich überraschte das Konzert immer wieder mit vielen wenig bekannte Musikstücken. So präsentiert der Sänger seinen Namensvetter Max Kowalski, der viele Dichter wie Goethe und Heine in Liedern vertonte, mit drei Stücken aus dem Zyklus Pierrot Lunaire. Und natürlich wurden in der illustren Musikreihe auch nicht solche berühmten „Ohrwürmer“ vergessen wie Fritz Kreisler mit „Liebeslied“, Paul Abrahams Operette „Die Blume von Hawai“ oder Kurt Weill mit der „Moritat von Mackie Messer" aus der Dreigroschenoper.


Die klassische und unterhaltsame sowie besinnliche und ausgelassene Musik jüdischer Komponisten vermittelt eine Stimmung, die, wie Jochen Kowalski in seiner Moderation hervorgehoben hat, sehr gut in diesen Raum einer Synagoge passt. Der anhaltende Beifall im voll besetzten Saal der Synagoge gab ihm recht. Allerdings würde so ein musikalisches Potpourri sicher auch in großen Konzerthäusern ein großes Publikum finden.

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